2023 Baumerkrankungen und Schädlinge im Schlosspark Schönbrunn

(C) Martin Philipp Schnabl

Die Bäume im Schlosspark Schönbrunn werden von vielen verschiedenen Schädlingen und Pilzen befallen. Zur Erhaltung und Pflege des historischen Gartens gehört daher auch die Untersuchung von Bäumen und Sträuchern, um Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen. Dazu gibt es bei den Österreichischen Bundesgärten speziell ausgebildete Baumkontrolleure, die über die aktuell verbreiteten Krankheiten informiert sind und die bei befallenen Bäumen die Pflege und, falls notwendig, die Fällung beaufsichtigen. Zu ihrer Arbeit gehört auch die Kommunikation mit Expert:innen, damit auch neu auftretende Bedrohungen für die heimischen Baumbestände schnell untersucht werden können.
Alle Bäume im Park werden regelmäßig gründlich auf Anzeichen von Krankheiten untersucht. Um die weitere Verbreitung zu verhindern und Parkbesucher:innen vor herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen zu schützen ist es manchmal notwendig, die befallenen Bäume zu fällen. Jeder Antrag zur Fällung von Bäumen im Park wird vom zuständigen Magistrat sorgfältig geprüft und genehmigt.
Im folgenden Text werden einige der häufigsten Erkrankungen und Schädlinge im Schlosspark Schönbrunn beschrieben und die Gefahren, die von ihnen für ihre Umwelt und Menschen ausgehen, behandelt.

Brandkrustenpilz

Eine besonders verbreitete Pilzerkrankung ist der Brandkrustenpilz, wissenschaftlich auch Ustulina deusta genannt, der alle Laubbaumarten infizieren kann. Der Brandkrustenpilz verbreitet sich über Verletzungen oder durch Wurzelkontakt mit kranken Bäumen und befällt die Wurzeln und den Wurzelansatz. Dort lebt er im Holz und sorgt dafür, dass das Material dort schwarz und extrem brüchig wird und zu faulen beginnt. In Abbildung 1 ist zu sehen, wie in einem vor einiger Zeit gefälltem und teilweise hohlem Baumstumpf das Holz im Wurzelansatz schwarz verfärbt ist. Der Pilz breitet sich im Inneren des Baumes aus, bis er die Oberfläche erreicht und dort knapp über der Erde kleine, unscheinbare Fruchtkörper bildet. In manchmal gerade einmal sechs Monaten sterben die infizierten Wurzeln ab, wodurch der befallene Baum nicht lange überleben kann. Gefährlich ist der Erreger, weil er von außen kaum zu erkennen ist. Da sich die Erkrankung auf die Wurzeln konzentriert, sind an Stamm und Rinde meist keine Schäden zu erkennen. Oft sieht der Baum auf den ersten Blick also noch gesund und kräftig aus, während die Wurzeln bereits verfault sind und eine etwas stärkere Windböe ausreicht, um den Baum umfallen zu lassen. Behandeln lässt sich die Erkrankung normalerweise nicht, befallene Bäume müssen also dringend gefällt werden, um die Sicherheit im Park zu gewährleisten.

Lackporling

Die Gattung der Lackporlinge, auch Ganoderma genannt, umfasst mehrere verschiedene Arten, die alle ein ähnliches Krankheitsbild haben und Laubbäume befallen. Er gelangt über Wunden in den Stamm, greift den Wurzelstock und den Stammfuß an und verursacht dort Weißfäule. Um dem Verlust von Holz im Inneren entgegenzuwirken bildet der Baum oft zusätzliches Holz im unteren Stammbereich, sogenanntes Kompensationswachstum. Dadurch verdickt sich der Stammfuß, während sich im Inneren die Fäule fortsetzt. Auf der Außenseite der Rinde bildet der Lackporling Fruchtkörper mit hell- bis rotbrauner Oberseite und weiß- bis cremefarbener Unterseite mit feinen Poren. Im Herbst streut der Pilz daraus große Mengen an Sporen, die sich in der Nähe ablagern und von dort verbreitet werden können. Der Fruchtkörper verfärbt sich anschließend schwarz. Ein solcher Rest eines Fruchtkörpers ist in Abbildung 2 am Stammfuß einer alten Eiche zu sehen. Durch die Fäule im Inneren ist die Bruchfestigkeit des Baumes meist stark beeinträchtigt.

Hallimasch

Ein recht bekannter Pilz, der die Bäume in Schönbrunn befällt, ist der Hallimasch. Zu dieser Gattung, wissenschaftlich als Armillaria bezeichnet, gehören in Europa mindestens fünf verschiedene Arten. Von diesem Pilz werden vor allem ältere oder durch Trockenheit oder Staunässe geschwächte Bäume angegriffen. Der Hallimasch befällt die Wurzeln und bildet von dort aus unter der Rinde weiße Mycelgeflechte im unteren Stammbereich. In Abbildung 3 sieht man den aufgebrochenen Wurzelstock eines von Hallimasch befallenen Baums. Das durch das Mycel weiß verfärbte Holz ist deutlich zu erkennen. Gleichzeitig breitet sich der Pilz an den Wurzeln aus und verursacht dort Weißfäule, die schnell zum Absterben der Wurzeln führt. Von Juli bis November bildet der Hallimasch Fruchtkörper, die am Fuß des Baumes in Gruppen aus der Erde wachsen. Diese sind auf der Oberseite meist gelb bis bräunlich und haben auf der Unterseite dünne, weißliche Lamellen. Da der Pilz innerhalb von einer Vegetationsperiode schwere Schäden anrichten kann, stirbt der Baum oft in kürzester Zeit ab und die Bruch- und Standfestigkeit sinkt. Beim hier abgebildeten Baum waren die Wurzeln so stark beschädigt, dass er durch einen Windstoß entwurzelt wurde. Entlang aller öffentlich zugänglichen Wege werden betroffene Bäume deshalb genau untersucht und müssen bei Gefahr entfernt werden.

Zunderschwamm

Der Zunderschwamm, auch Fomes fomentarius genannt, befällt alle Laubbaumarten, vor allem aber Rotbuchen und Birken. Der Name stammt vom Fruchtkörper, der sich bei fortgeschrittener Erkrankung an der Außenseite der Rinde bildet. Dieser hat wie ein Schwamm feine Poren auf der Unterseite und wurde früher als Zunder verwendet.
Der Pilz dringt über Verletzungen in der Rinde ein, wobei selbst kleine Wunden für eine Erkrankung reichen. Von dort aus breitet er sich im Stamm oder in stärkeren Ästen durch das Holz aus und bildet große Mycelgeflechte unter der Rinde. Im befallenen Holz tritt Weißfäule auf, wodurch die betroffenen Äste oder der Stamm sehr bruchgefährdet sind und der Baum im Verlauf einiger Jahre abstirbt. An der Oberfläche der Rinde bilden sich schließlich große, weißgraue Fruchtkörper, wie sie in Abbildung 4 zu sehen sind. Der Fruchtkörper ist oben rund und auf der Unterseite abgeflacht mit kleinen Poren. Wenn sich an der Außenseite der Fruchtkörper bildet, ist der Pilz im Inneren normalerweise schon so weit verbreitet und die Weißfäule so fortgeschritten, dass der Baum gefällt werden muss.

Rußrindenkrankheit

Seit kurzem erkranken in Schönbrunn Ahornbäume an der Rußrindenkrankheit, die durch den Pilz Cryptostroma corticale verursacht wird. Die Ausbreitung des Pilzes ist eine Folge von besonders langen und trockenen Sommern. Dadurch werden Ahornbäume so weit geschwächt, dass der Pilz, der normalerweise als sogenannter Endophyt ohne Symptome im Inneren des Stammes und in den Ästen lebt, sich im ganzen Holzkörper ausbreitet. Dort richtet er Schaden am Holz an und erreicht schließlich die Rinde, unter der er eine Schicht aus mikroskopisch kleinen, schwarzen Pilzsporen bildet. Anschließend löst sich die Rinde ab und die Pilzsporen werden durch den Wind verbreitet. Dabei wird die schwarze Sporenschicht unter der Rinde sichtbar, wie man in Abbildung 5 erkennen kann.
Die Menge an freigesetzten Pilzsporen pro Flächeneinheit ist dabei so hoch wie bei kaum einer anderen Pilzart. Die Pilzsporen können bei starkem Einatmen, vor allem im Fall einer vorbelasteten Lunge, zu Atemschwierigkeiten und gesundheitlichen Problemen führen. Mögliche Reaktionen auf die Pilzsporen umfassen Husten, Atemnot, Müdigkeit und Fieber. Deshalb müssen die betroffenen Bäume im Park auf jeden Fall entfernt werden. Spaziergänger:innen sind den Sporen meistens nicht stark genug ausgesetzt, um eine gesundheitliche Reaktion zu haben. Gefährdet sind allerdings Forstarbeiter:innen und Gärtner:innen, die den Sporen intensiver oder für längere Zeit ausgesetzt sind. Bei der Fällung von betroffenen Bäumen müssen die Arbeitenden deshalb zumindest Atemschutzmasken tragen und das Holz wird nicht als Brennholz genutzt, sondern nach entsprechender Vorsicht beim Transport in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt.

Eichen-Prozessionsspinner

Der Eichen-Prozessionsspinner, auch Thaumetopoea processionea, ist eine Schmetterlingsart, deren Raupe schwere Fraßschäden an Eichen verursachen kann und deren Brennhaare auch für den Menschen schädlich sind. Er legt seine Eier an Eichen ab, aus denen dann etwa 35mm große, grau-gelbe Raupen mit langen, weißen Haaren entstehen. Diese Raupen spinnen am Stamm mehrere Dezimeter große Nester, von denen aus sie regelmäßig in die Baumkrone wandern. Dort fressen sie jüngere Blätter kahl und lassen von älteren Blättern nur mehr die Blattrippen stehen. Das schadet dem Baum und kann bei wiederholtem, schwerem Befall unter Umständen zum Absterben des Baums führen. Anders als bei Pilzen sorgen tierische Schädlinge wie der Eichen-Prozessionsspinner jedoch nur in Ausnahmefällen für den Tod des betroffenen Baumes. Weitaus schlimmer ist allerdings die Wirkung der feinen, giftigen Haare der Raupen auf den Menschen. Bei vielen Leuten sorgen diese Härchen zu starken Hautreizungen und teilweise zu schlimmen Hautentzündungen. Wenn man die Härchen einatmet, richten sie Schaden in der Lunge an und führen schnell zu Atemproblemen. Deshalb müssen Eichen-Prozessionsspinner im Park auf jeden Fall bekämpft werden. In Schönbrunn kommt dabei das Bakterium Bacillus thuringiensis zum Einsatz, das ein für bestimmte Insekten tödliches Gift produziert.

Mistel

Die Mistel, auch Viscum album genannt, befällt nahezu alle Baumarten und setzt sich an Ästen fest. Dort bildet sie Wurzeln, die bis weit in den befallenen Ast hinein reichen. Über diese Wurzeln entzieht die Mistel dem Baum Wasser und Nährstoffe. An der Oberfläche bildet sie ein etwa kugelförmiges Geflecht aus immergrünen Zweigen und Blättern, das vom Boden aus leicht erkannt werden kann. In Abbildung 6 sieht man einen Baum im Winter, auf dem deutlich sichtbar mehrere Misteln sitzen. Zu Beginn des Winters bildet die Mistel kleine, weiße Beeren, die von Vögeln gefressen und verbreitet werden. Da die Mistel selber Fotosynthese betreibt zählt man sie zu den Halbschmarotzern. Trotzdem schadet sie dem Wirtsbaum, da für den betroffenen Ast oft nicht genug Wasser und Nährstoffe übrigbleiben, um ihn zu versorgen. Bei starkem Befall wird der Baum dadurch geschwächt, zum Tod des Baumes führt er aber eher selten. Die dicht verzweigten Misteln bieten allerdings eine gute Angriffsfläche für den Wind, weshalb der betroffene Baum zusätzliche Belastungen aushalten muss.
Entfernen lassen sich Misteln nur schwer, wenn sie sich einmal festgesetzt haben. Die Wurzeln reichen weit ins Holz hinein und um den Parasiten loszuwerden müssen alle Teile der Wurzel weiträumig herausgeschnitten werden, was für den Baum den Verlust von großen Ästen und eine zusätzliche Verletzung bedeutet. Alternativ könnte man auch die grünen Teile der Mistel abdecken und sie an der Photosynthese hindern. Da die Mistel aber nur in Ausnahmefällen zum Tod des Baumes führt, werden solche arbeitsintensiven Maßnahmen eher selten durchgeführt.

Da es sich beim Schlosspark Schönbrunn um einen historischen und öffentlichen Garten handelt, stehen bei allen Maßnahmen die Erhaltung und die Nutzung durch die Öffentlichkeit im Vordergrund. Um die Sicherheit der Parkbesucher:innen zu gewährleisten, müssen die Bäume regelmäßig kontrolliert, geschnitten und in manchen Fällen gefällt werden. Alle im Park gefällten Bäume werden wieder nachgesetzt, in den meisten Fällen mit der gleichen Art. Neue Erkrankungen und die Auswirkungen des Klimawandels stellen eine besondere Herausforderung für den Baumbestand dar, auf die man mit neuen Pflegetechniken und angepassten Baumarten reagieren muss. So werden seit einige Jahren an der Nordfassade Zürgelbäume gepflanzt, die ursprünglich aus südlicheren Gebieten stammen und dadurch besser an die heißen und trockenen Sommer angepasst sind. Durch derartige Anpassung und die sorgfältige Pflege des Baumbestandes wird dafür gesorgt, dass der Schlosspark Schönbrunn trotz der neuen Herausforderungen seine alte Schönheit behält.

 

Dieses Medienprojekt wurde von Einsatzstellen und Teilnehmer:innen des Freiwilligen Umweltjahres FUJ im Rahmen des FUJ-Lehrgangs gemeinsam umgesetzt (www.fuj.at). Besonderer Dank gilt den Baumkontrolleuren im Schlosspark Schönbrunn, die bei der Recherche geholfen haben.

 

Quellen:

Alle Bilder wurden vom Autor des Textes gemacht.

Tomiczek, Christian/ Cech, Thomas/ Krehan, Hannes/ Perny, Bernhard: Krankheiten und Schädlinge an Bäumen im Stadtbereich; 2005; Eigenverlag von Christian Tomiczek, Wien

Dujesiefken, Dirk/ Jaskula, Petra/ Kowol, Thomas/ Wohlers, Antje: Baumkontrolle unter Berücksichtigung der Baumart; 2005; 1. Ausgabe; Herausgegeben vom Fachamt für Stadtgrün und Erholung, Hamburg

Cech, Thomas: Russrindenkrankheit – eine Gefahr für Mensch und Baum als Folge der Klimaerwärmung; 16.07.2016; https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/freizeit-und-erholung/russrindenkrankheit [Zugriff: 21.02.2023]

Cech, Thomas: Rußrindenkrankheit bedroht Ahornbestände in Laubwäldern im Osten Niederösterreichs; 2019; in Forstschutz Aktuell 65; Herausgegeben vom Bundesforschungszentrum für Wald