2024 Die Biodiversität der Bäume im Schlosspark Schönbrunn

(C) Briana Hudec

Die Biodiversität der Bäume im Schlosspark Schönbrunn

Der historische Schlosspark in Schönbrunn beherbergt eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. In Zeiten des globalen (Klima-)Wandels spielen städtische Grünflächen wie der Schlosspark Schönbrunn eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden der Stadtbevölkerung. Sie bieten nicht nur Erholung und Schutz für Menschen, sondern sind auch essenziell für den Erhalt verschiedenster Pflanzen- und Tierarten.

Im Fokus: Die Bäume in Schönbrunn

Mit 8.456 Bäumen hat der Schlosspark Schönbrunn unter den gesamten Bundesgärten die größte Anzahl an Bäumen mit insgesamt 193 unterschiedliche Arten. Zum Vergleich - in Österreichs Wäldern gibt es nur ca. 65 Verschiedene Baumarten. Die Bäume in Schönbrunn stehen im Wald oder in Formationen wie Alleen, Hecken- und Spalierwänden, Gruppen oder als Solitärbaum. Am häufigsten kann man Linden (Tilia platyphyllos), Hainbuchen (Carpinus betulus) und Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) antreffen. Der wahrscheinlich älteste Baum ist die doppelstämmige Eiche in der Nähe des Taubenhauses, welche schon mehr als 400 Jahren dort steht und einen beeindruckenden Stammumfang von 7,11 Meter hat. Der Park schafft durch Gehölzsäume, Wiesen und Brunnen in Verbindung mit den Bäumen einen vielseitigen und artenreichen Lebensraum. Durch die Durchmischung der unterschiedlichen Baumarten in Schönbrunn profitieren nicht nur die Tierarten, sondern es stärkt auch die Resilienz des Parks gegenüber Schädlingen und Krankheiten.

Natürlich ist die richtige Baumpflege auch ein wichtiger Punkt. Die Schnittmaßnahmen richten sich nach der Erhaltung des historischen Aussehens und der Sicherheit der Bäume sowie der Besucher. Wobei es erforderlich sein kann, Totholz zu beseitigen oder Pflanzenteile bis hin zur gesamten Krone zu kürzen. Das dadurch anfallende Schnittholz wird  in die Anlage im Augarten gebracht und dort verheizt, oder in Schönbrunn zerhäckselt um als Humus verwertet zu werden. Da aber sehr viele Arten auf das Totholz als Lebensraum angewiesen sind, wird es - soweit möglich – im Park belassen, da das liegende oder stehende Totholz ein wesentliches Element der strukturellen Artenförderung ist. Das Stehenlassen von Baumstümpfen spielt beispielsweise eine wichtige Rolle für die Lebensräume von Hirschkäferarten.

Jeder im Park gefällte Baum wird ersetzt, meist durch die gleiche Baumart, da Schönbrunn und somit auch der Schlosspark, historisch geschützt ist. Auch die Änderung der Baumart bei einer Neusetzung muss vom Bundesdenkmalamt genehmigt werden. Neue Krankheiten und die Folgen des Klimawandels sind eine besondere Herausforderung für den Bestand, die den Einsatz neuer Pflegemethoden und die Auswahl resistenterer Baumarten erfordert. Daher pflanzt man seit einigen Jahren an der Nordseite Zürgelbäume, die aus wärmeren Regionen stammen und besser für die heißen, trockenen Sommer geeignet sind.

Die Bedeutung der Biodiversität

Bäume sind für die Biodiversität in städtischen Gebieten von grundlegender Bedeutung. Sie dienen einer Vielzahl von Lebensformen als Lebensraum, Zufluchtsstätte und Nahrungsquelle. Viele Tierarten spezialisieren sich auf bestimmte Baumarten, so beispielsweise die Eiche, welche als eine einheimische Baumart von der größten Anzahl an Arten besiedelt wird. Allein bei Eichen wurden 900 bis 1000 Käferarten und 179 Großschmetterlingsarten nachgewiesen. Das Mischen von unterschiedlichen Baumarten trägt daher zur Erhaltung der Tier- und Pflanzenarten bei und fördert eine hohe Artenvielfalt innerhalb des Parks.

Ebenso wird durch eine Baumartenvielfalt die Robustheit des Ökosystems gegenüber Krankheiten und Schädlingen erhöht. Eine vielfältigere Bepflanzung von unterschiedlichen Baumarten wird somit bevorzugt, da dies die Verbreitung von artspezifischen Krankheiten und Schädlingen verlangsamt, welche sich in Monokulturen sonst flächendeckend ausbreiten würden.

Zusätzlich tragen Bäume zur Verbesserung der Luftqualität bei. Die Bäume filtern Schadstoffe, binden Feinstaub sowie CO2 und geben lebenswichtigen Sauerstoff ab.

Die Biodiversität fördern

Für die Förderung der Biodiversität sollen, wenn möglich, heimische Baumarten gepflanzt werden. Falls gebietsfremde Arten gewählt werden, sollten es nur jene sein, die einen hohen ökologischen Wert aufweisen. Invasive Neophyten, wie zum Beispiel der Götterbaum (Ailanthus altissima aus China), Essigbaum (Rhus typhina aus Nordamerika) und die Robinie (Robinia pseudoacacia aus Nordamerika) können die heimische Flora verdrängen und bieten keinen geeigneten Lebensraum oder Nahrung für die einheimische Tierwelt.

Weiter sollten aus diesen Gründen gezielt die Wildformen der einheimischen Baumarten gepflanzt werden. Da die heimische Tierwelt grundsätzlich an einheimische Baumarten angepasst ist, ist es sinnvoll, natürliche Wildformen gegenüber gezüchteten Sorten zu bevorzugen.

Nicht nur die Baumart, sondern auch die Baumartenzusammensetzung eines Areals beeinflusst die Biodiversität maßgeblich. Unterschiedliche Tierarten sind auf bestimmte Baumarten spezialisiert oder bevorzugen diese. Eine erhöhte Baumvielfalt heißt auch eine erhöhte Biodiversität der Tierwelt in ihrer Umgebung. Grundsätzlich sollte man eine Mischung aus Nadel- und Laubholzbäumen anstreben.

Genauso wie die Baumart kann auch das Alter eines Baumes die Biodiversität maßgeblich beeinflussen. Die Biodiversität wird mit dem Alter größer, weil die älteren Bäume neben einer größeren Krone auch eine Vielzahl an Strukturen aufweisen, welche jüngeren Bäumen noch fehlen. Diese Strukturen sind etwa Hohlräume, Stammhöhlen, abgebrochene Äste und Totholz, welche für zahlreiche Tiere, Pflanzen, Pilze, Moose und Flechten äußerst wertvoll sind.

Ob ein Baum sein ökologisches Potenzial entfalten kann, kommt ganz auf seine Umgebung an. Freistehende Bäume können z. B. eher ihr maximales Potenzial entfalten als Bäume in einer Baumgruppe, was die Wuchsgröße und Form anbelangt. Wird die Umgebung Naturnah geplant und gepflegt, wie zum Beispiel eine Magerwiese in der Umgebung des Parkbaums, kann die Biodiversität zusätzlich gefördert werden. Zusätzlich können naturnahe Unterpflanzungen von Bäumen unterschiedliche Funktionen übernehmen, die dem Baum selbst auch nutzen. Wie etwa Kühlung der Wurzeln, Schutz vor mechanischen Schäden oder positive Auswirkungen auf das Bodenleben.

Klimaerwärmung

Die Erwärmung unseres Klimas geht ungebremst weiter, und die Auswirkungen werden uns auch künftig begleiten. Auch in Österreich spüren wir, wie es von Jahrzehnt zu Jahrzehnt stetig wärmer wird. Diese Entwicklung berührt nicht nur unsere Umwelt tiefgehend, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf die Vielfalt des Lebens, die uns umgibt.

Wien ist als eine Wärmeinsel besonders stark von der Klimaerwärmung betroffen. Durch die zunehmende Urbanisierung und Bodenversiegelung kommt es zu einer stärkeren Aufheizung der innerstädtischen Bereiche. Am Tag erwärmt sich die Stadt überdurchschnittlich und kühlt dann in der Nacht stark ab. Höhere Temperaturen, weniger Niederschlag und ein höherer Neophyten Anteil verstärken den Druck auf die Naherholungsgebiete und Grünflächen in der Stadt.

Doch mit begrünten Flächen, wie sie im Park Schönbrunn vorzufinden sind, kann den städtischen Wärmeinseln entgegengewirkt werden. Speziell die Bepflanzung mit großkronigen Bäumen wie, Hainbuche (Capinus betulus), Winterlinde (Tilia cordata) und der Walnuss (Juglans regia) wirkt sich positiv auf das lokale Klima der Stadt aus. Denn Grünflächen erwärmen sich nicht so rasch und durch die Verdunstung von Wasser bewirken sie auch eine Kühlung der Luft. Zusätzlich zu der biologischen Vielfalt reinigen Grünflächen die Luft, ermöglichen Regenwasserversickerung und tragen zur Grundwasserneubildung bei.

Die Klimaerwärmung hat spürbare Auswirkungen auf Parkbäume und die Ökosysteme, in denen sie existieren. Betroffen sind dadurch die Baumgesundheit, ihr Wachstum sowie ihre Leistung in der Natur. Steigende Temperaturen fördern die Aktivität und das frühere Wachstum der Bäume im Frühjahr. Sie erhöhen jedoch auch die Verdunstung, was Trockenheit verschärft. Trockenperioden und Wärme verändern das Wachstum und die Konkurrenz zwischen Baumarten, was letztlich die natürlichen Ausbreitungsgebiete der Arten verschieben könnte. Zusätzlich können extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und starker Regen die Bäume stressen und machen sie damit anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Darüber hinaus kann die Klimaerwärmung die Baumpopulationen in Parks verändern, indem sie die Ausbreitung invasiver Arten fördert, die an wärmere Bedingungen besser angepasst sind. Dies beeinträchtigt letztendlich die Biodiversität und das ökologische Gleichgewicht dieser urbanen Grünflächen.

Zusammenfassend ist die Pflege und Förderung der Biodiversität in städtischen Grünanlagen wie dem Schlosspark Schönbrunn essenziell für Umwelt und Gesellschaft. Diese Parks fungieren als wichtige Ökosysteme, die nicht nur Artenvielfalt bewahren, sondern auch zur Minderung der Folgen des Klimawandels beitragen. Durch den Schutz der Pflanzenvielfalt, insbesondere der Bäume, stärken wir die Resilienz gegenüber ökologischen Herausforderungen. Es ist unsere Verantwortung, diese grünen Räume für zukünftige Generationen zu erhalten und zu pflegen.

Quellen:

https://buntundartenreich.at/upload/file/2021_BE_StadtbaumBiodivIndex_SWILD_GSZ_20211209def.pdf

https://fokus-n.ch/profile/parkbaum#definition

http://www.swild.ch/publi/Gloor_JdB_2018.pdf

Rechtliche Grundlagen

Dieses Medienprojekt wurde von Einsatzstellen und Teilnehmer:innen des Freiwilligen Umweltjahres FUJ im Rahmen des FUJ-Lehrgangs gemeinsam umgesetzt