Blühendes Erbe

Gärten sind Teil unseres kulturellen Erbes. Sie sind vergängliche Kunstwerke und bedürfen stetiger Pflege. Grund dafür sind die Pflanzen, die dem Lebenszyklus von Werden und Vergehen unterworfen sind. Garanten für diese stetige Pflege sind die Gärtnerinnen und Gärtner, die tagtäglich an der Basis mit den Pflanzen und in den Gärten arbeiten. Finanziert wurde diese Arbeit früher vom Kaiserhaus der Habsburger und seit nunmehr 100 Jahren von der Republik Österreich.

Die Grundlage für den heutigen Schlosspark von Schönbrunn legte Kaiser Maximilian II. 1569 mit dem Kauf der Katterburg. Seit dieser Zeit werden hier in fast ununterbrochener Tradition Pflanzen gesammelt und kultiviert. Trotz grundlegender politischer Veränderungen, wie dem Ende der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg und dem Entstehen der Republik Österreich, gibt es bis heute keinen Bruch dieser Tradition. Die Republik bekennt sich zu diesem historischen Erbe.

Zunächst wussten die Verantwortlichen in der neuen Republik nicht, was mit der Verlassenschaft des Hauses Habsburg und im speziellen dem gartenkünstlerischen Erbe und den Botanischen Sammlungen der Kaiser geschehen sollte. Verschiedenste Ideen, die immer eine Zerschlagung der Einheit der alten Hofgärten zur Folge gehabt hätten, wurden diskutiert. Schnell kamen die damals politisch handelnden Personen jedoch zu dem Ergebnis, dass die oberste Maxime die Erhaltung und die Einheit dieses Erbes einschließlich der historischen Gärten, der Botanischen Schätze und der Jahrhunderte alten Gartentradition sein müsse.

Seit 1919 sind die ehemaligen Hofgärten Schönbrunn, Belvedere, Augarten, die Hofburggärten sowie Hofgarten Innsbruck und Schlosspark Ambras im Besitz der Republik Österreich, seit 1921 unter dem Begriff Bundesgärten in einer Verwaltung zusammengefasst. Die Aufgaben haben sich über die Jahrhunderte geändert und gewandelt. Waren die Pflanzen zunächst Bestandteile der kaiserlichen Kunstsammlungen und die Gärten nur einem ausgesuchten Personenkreis zugänglich, so sind die denkmalgeschützten Anlagen der Österreichischen Bundesgärten heute wichtiger Freiraum in der Stadt, ökologischer Rückzugsort und gehören zu den meist frequentierten Touristenzielen.

Ein großer Teil der Botanischen Sammlungen ist aus sammlungstechnischen, phytosanitären und sicherheitstechnischen Gründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie sind heute eine historisch-museale Lebendsammlung im Sinne der Geschichtsforschung und Gartendenkmalpflege. Sie dienen der Pflanzenbereitstellung für die Schauhäuser wie Palmenhaus und Sonnenuhrhaus in Schönbrunn sowie für Ausstellungen und in den eigenen Glashäusern werden die Pflanzen für den Wechselflor der Parterrebeete in den Parkanlagen herangezogen.

Die Botanischen Sammlungen stellen Pflanzen zu Forschungszwecken zur Verfügung und sind Partner in nationalen und internationalen Projekten unterschiedlicher Institutionen sowie im Rahmen der Fachbildung bei Tagungen und Workshops. Die Pflanzenbestände unterstehen den Bestimmungen internationaler Artenschutzabkommen im Hinblick auf Biodiversität sowie Erhaltung der genetischen Ressourcen gefährdeter Wildarten und Kultursorten. Des Weiteren nimmt das Institut Botanische Sammlungen am internationalen Samentauschprogramm wissenschaftlicher Institutionen teil.

Daniel Rohrauer