Azaleen Backstage

Nur Wenigen ist bekannt, dass Schönbrunn über eine der größten Sammlungen von Indischen Azaleen in Europa und weltweit verfügt. Die ältesten Exemplare sind um die 170 Jahre alt. In Schönbrunn werden Azaleen nicht nur wegen ihrer Frostempfindlichkeit in Töpfen oder Containern kultiviert, sondern weil im Jahresverlauf ein Standort alleine die Ansprüche der ursprünglich aus Indien stammenden Pflanze nicht erfüllen kann.

Seit der Eröffnung des Schönbrunner Palmenhauses im Jahr 1882 werden die Azaleen dort während ihrer Blüte der Öffentlichkeit präsentiert. Zu sehen sind ungefähr 130 Sorten, aber nicht alle gleichzeitig, sondern gestaffelt nach früher, mittlerer oder später Blütezeit. So wird eine durchgehende Blütenpracht von Mitte Dezember bis Mitte April den Besucherinnen und Besuchern des Palmenhauses geboten. Für die Gärtnerinnen und Gärtner bedeutet das viel Arbeit, denn diese müssen laufend verblühte Stöcke gegen frisch blühende Stöcke austauschen. In den Gewächshäusern der botanischen Sammlungen Schönbrunn stehen von der Indischen Azalee (Rhododendron simsii) über 1800 Einzelpflanzen in ungefähr 130 Sorten unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Alters. Indische Azaleen können in zahlreichen Farben und Schattierungen von weiß über rosa, rot und lila bis zweifärbig blühen. Zu sehen sind im Palmenhaus alle 130 Sorten von Mitte Dezember bis Mitte April, gestaffelt nach ihrer Blütezeit.

Was passiert mit den Azaleen in Schönbrunn hinter den Kulissen, wenn sie nicht in voller Blüte im Palmenhaus ausgestellt sind?

Verblühte Stöcke werden laufend aus dem Palmenhaus im beheizten Kastenwagen in die Gewächshäuser der botanischen Sammlungen Schönbrunn gebracht. Dort werden sie nun bei 10 Grad Celsius und von den beiden verantwortlichen Gärtnern und einem Auszubildenden weiter kultiviert. Bei jeder Pflanze werden zunächst die Blütenreste ausgebrochen, um Pilzbefall vorzubeugen. Anschließend erfolgt ein Rück- bzw. Formschnitt mit einer mechanischen Handschere. Bei dieser intensiven Arbeit mit jeder einzelnen Pflanze können auch ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Jede Pflanze hat einen anderen Wasser- und Düngerbedarf. Auch auftretende Schädlinge wie Thripse und Blattläuse werden frühzeitig entdeckt und Maßnahmen können ergriffen werden. Bei Bedarf werden einzelne Pflanzen auch umgetopft, in ein Substrat mit niedrigem pH-Wert.

Ab Ende Mai kommen die Azaleen dann in die Sommerfrische in den Außenbereich der Schönbrunner Produktion. Parkbesucherinnen und Besucher können für eine kurze Zeit die täglichen Fahrten der Pflanzen von den Botanischen Sammlungen in den Außenbereich der Produktion beobachten. Als Schutz vor den hohen Temperaturen in den Glashäusern im Sommer würden die Blätter stark aufhellen. Um dies zu verhindern verbringen sie den Sommer beschattet im Freiland. Ende September werden die Pflanzen dann in die Glashäuser der botanischen Sammlungen zurückgebracht.

Anfang Dezember beginnt dann die Vorbereitung der Pflanzen für ihre Präsentation im Palmenhaus. Während vier Wochen wird nun die Temperatur in den Glashäusern auf 20 Grad Celsius erhöht, um eine frühe Blüte zu induzieren. Mitte Dezember sind die ersten Stöcke der frühblühenden Sorten bereits in Vollblüte und werden im beheizten Lkw in das Palmenhaus gebracht und der Öffentlichkeit gezeigt. In den Gewächshäusern der botanischen Sammlungen Schönbrunn werden nun nach und nach die Pflanzen auf die Präsentation im Palmenhaus vorbereitet. Während bereits die ersten verblühten Pflanzen aus dem Palmenhaus zurückkommen, warten noch die später blühenden auf ihren großen Auftritt. Bis Mitte April sind alle Azaleen verblüht und wieder in die Gewächshäuser der botanischen Sammlungen zurückgekehrt. Damit beginnt das Azaleenjahr in Schönbrunn von Neuem.