Arbeiten unter Palmen

Was machen Gärtnerinnen und Gärtner eigentlich im Palmenhaus? Hinter den Kulissen des historischen Ortes läuft es ganz anders ab, als man es sich vielleicht vorstellen würde. Eines schon vorweg: Es gibt immer viel zu tun, doch es bleibt abwechslungsreich und spannend. Im Palmenhaus werden besondere gärtnerische Tätigkeiten ausgeführt, die genau auf diesen außergewöhnlichen Ort abgestimmt sind.

In den frühen Morgenstunden

Um 7 Uhr früh beginnt der Arbeitstag. Es ist ein feuchter, kalter Montag Ende November. Draußen ist es noch dunkel, im Sozialraum brodelt bereits die Kaffeemaschine und die anstehenden Arbeiten werden besprochen. Danach gehen alle ins Palmenhaus. Alles ist noch ruhig und still. Das Licht wird angeschaltet und die Gärtnerinnen und Gärtner widmen sich ihren Arbeiten. Dazu gehören nicht nur Gieß-, sondern auch Schneidearbeiten. Jedes der drei Häuser im Palmenhaus hat eine eigene Klimazone. Im Norden befindet sich das Kalthaus mit der Vegetation der feucht-kühlen Nebelwälder Australiens, Neuseelands und Asiens, im Mittelpavillon ist die temperierte Zone mit Pflanzen aus Südeuropa, Südamerika, Afrika und Australien, im Warmhaus ist die Vegetation der Tropen zu finden. So kommt es zum Beispiel, dass die Luftfeuchtigkeit im Warmhaus ungefähr 80 % beträgt.

Ein Gärtner steigt die Wendeltreppe im Mittelpavillon auf die Galerie hoch, um über das Dach auf die Galerie im Warmhaus zu kommen. Dort werden die Bromelien, die für Besucherinnen und Besucher unzugänglich sind, gegossen. Es sind so viele, dass sie unten gar keinen Platz haben. Außerdem bekommen sie dort oben mehr Licht. Sie blühen in grellen Farben, um Insekten zur Bestäubung anzulocken. Im Palmenhaus wird versucht, das Regenwaldklima für die Pflanzen so gut wie möglich nachzuahmen, weshalb die Gärtnerinnen und Gärtner das Wasser aus dem Schlauch fein versprühen. Durch dieses Säuseln werden die Blätter mit Wasser benetzt und die Luftfeuchtigkeit erhöht. Gegossen werden die Pflanzen ebenfalls mit dem Schlauch. Auch die Wege werden hin und wieder leicht gegossen, um Staub zu binden. Währenddessen werden von anderen Gärtnerinnen und Gärtnern die abgefallenen Blätter im ganzen Palmenhaus zusammengekehrt bevor es geöffnet wird.

Vielfältige Aufgaben

Kurz bevor die Besucherinnen und Besucher eintreffen, ist von 9:30 bis 9:45 Frühstückspause im Sozialraum. Währenddessen ist die Kassamitarbeiterin eingetroffen und bereitet ihren Arbeitsplatz im Kassaraum vor. Auch das Tonband mit den Tierstimmen aus dem tropischen Urwald wird angeschaltet.

Ab 10:00 Uhr kommen langsam die ersten Gäste. Gröbere Tätigkeiten können jetzt nicht mehr durchgeführt werden. Auch das Säuseln ist zu vermeiden.

Heute wird der kleine eiserne Pavillon im Mittelbau abgetragen. Aufgrund seines Alters war er nicht mehr in einem repräsentablen Zustand und muss in den Werkstätten restauriert werden. Zuvor wurde bereits das Gemüse von der Herbstausstellung ausgeräumt und auf die Scheibtruhe geladen. Die mit Laub und altem Gemüse prall gefüllte Scheibtruhe wird durch das Osttor zum Anhänger gebracht und dort ausgeleert. Später wird ein Gärtner die Pflanzenreste zum Kompostplatz bringen. An der Stelle des alten Pavillons findet nun ein Schlitten seinen neuen Platz.

Je nach Saison werden einzelne Bereiche im Palmenhaus thematisch gestaltet. Jetzt, Ende November, bauen die Gärtnerinnen und Gärtner die Weihnachtsausstellung auf. Während des gesamten Jahres werden zu Beginn jeder Woche saisonal blühende Pflanzen ausgetauscht. Ende November handelt es sich um Weihnachtssterne.

Auf der östlichen Seite des Schlossparks, unweit des Meidlinger Tores, befinden sich die Glashäuser der Botanischen Sammlungen, in denen über 8.000 Pflanzenarten und -sorten kultiviert werden. Für die Weihnachtssternpyramide im Palmenhaus werden nun etwa 180 Weihnachtssterne in verschiedenen Farben sorgfältig in einen großen beheizbaren Kastenwagen geladen und geschlichtet, sodass möglichst viele Pflanzen hineinpassen.

Da Weihnachtssterne sehr sensibel sind, geht es auf den unebenen Wegen im Schlosspark Schönbrunn nur langsam voran. Im Palmenhaus angekommen helfen alle Kolleginnen und Kollegen mit, um die Weihnachtssterne wegen der niedrigen Außentemperaturen so schnell wie möglich nach drinnen zu bringen. Bevor sie nun an ihren endgültigen Platz gebracht werden, werden sie zunächst gewässert. Dafür wird der Erdballen in leicht temperiertes Wasser getaucht bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen. Nachdem sie abgetropft sind, werden sie auf die einzelnen Etagen der hölzernen Pyramide gestellt, die am frühen Morgen aufgebaut wurde. Auch der Eingangsbereich wird mit vielen verschiedenfarbigen Weihnachtssternen gestaltet.

Von Kaisern und Fröschen

Nach dem Mittagessen dürfen die Gärtnerinnen und Gärtner ihre Kreativität ausleben und das Palmenhaus mit den Weihnachtssternen schmücken. Sie sind an ihrem grünen Arbeitsgewand erkennbar und geben neben der Arbeit gerne neugierigen Gästen, darunter viele Jahreskartenbesitzerinnen und Besitzer, Auskunft über bestimmte Pflanzen. Eine Gruppe aufgeregter Volksschulkinder wird plötzlich ganz leise, als ein Gärtner die Führung durch das Palmenhaus beginnt und spannende Geschichten erzählt. Er redet von mächtigen Kaisern, den Kindern Maria Theresias und historischen Pflanzen, die Kriege und Gärtnergenerationen überlebt haben. Es geht auch um Frösche, die per Zufall ins Palmenhaus gekommen sind und nun einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt im Warmhaus leisten.

Um 15 Uhr ist der Arbeitstag beendet. Die Gärtnerinnen und Gärtner kommen wieder in den Sozialraum, ziehen sich um und gehen nach Hause. Nur eine Gärtnerin bleibt im Palmenhaus und übernimmt den Spätdienst. Eine halbe Stunde vor Kassaschluss ist der letzte Einlass. Langsam kehrt wieder Ruhe ein. Um 17 Uhr haben die Besucherinnen und Besucher das Haus schließlich verlassen. Die Gärtnerin kontrolliert noch einmal das gesamte Palmenhaus ehe sie das Licht abdreht, zusperrt und auch nach Hause geht.

Lucia Strobl