Vom Samenkorn zur Beetpflanze

Jedes Jahr im Frühling und Sommer wird in den Parkanlagen der Österreichischen Bundesgärten die Frühlings- bzw. Sommerbepflanzung gesetzt. Die Planung dafür erfolgt bereits viele Monate im Voraus, da die Pflanzen von den Gärtnerinnen und Gärtnern der Österreichischen Bundesgärten fast ausschließlich selbst produziert werden.

In jahrhundertelanger Tradition werden die Pflanzen für die Parkanlagen der Österreichischen Bundesgärten in den eigenen Glashäusern produziert. Im 19. Jahrhundert waren die Aufgaben in den k. k. Hofgärten so spezialisiert, dass einzelne Gärten für alle anderen Spezialaufgaben übernahmen. Heute erfolgt die Produktion der Wechselbepflanzung für die Wiener Anlagen Augarten, Belvedere, Burg- und Volksgarten sowie Schönbrunn im so genannten Feldgarten im Schlosspark Schönbrunn. In den Produktionsglashäusern im Hofgarten in Innsbruck erfolgt die Kultivierung der Wechselbepflanzung für den Hofgarten und den Schlosspark Ambras. Auf Grundlage von Bepflanzungsplänen wird der jährliche Bedarf errechnet und eine zielgerichtete Produktion durchgeführt. In Wien werden jährlich etwa 220.000 Pflanzen für die Sommerbepflanzung angezogen und 9.000 m2 Beetflächen in den Wiener Parkanlagen der Österreichischen Bundesgärten damit bepflanzt.

Wie wird die Beetpflanze herangezogen?

In den Glashäusern im Feldgarten im Schlosspark Schönbrunn wird bereits Ende September mit der Aussaat der Frühjahrsbepflanzung begonnen. Am Beispiel von Viola cornuta (Hornveilchen) sind die Arbeitsvorgänge gut ersichtlich, damit innerhalb von sechs Monaten ein Samenkorn zu einer Beetpflanze heranwachsen kann. Der Anbauprozess beginnt mit dem Aussäen der Pflanzensamen in Saatkisten. Viola cornuta ist ein Lichtkeimer. Die Samen werden daher nur leicht in die Erde eingedrückt, so dass sie das Sonnenlicht immer noch erreicht. Die aus den Samen von Viola cornuta entstehenden Keimlinge sind nach etwa zwei Wochen so groß, dass sie pikiert werden können. Jeder Keimling wird vorsichtig aus der Saatschale genommen und in Topfanzuchtplatten in speziell abgemischtes Violensubstrat gesetzt. Dieses ist lockerer als Sommerblumenerde und mit einem Langzeitdünger angereichert. Sobald die Keimlinge etwas größer sind, meist vier bis fünf Wochen nach dem Pikieren, können sie in Containerplatten umgetopft werden. Bei den Hornveilchen findet das Anfang November statt. In diesen Containerplatten wachsen die Hornveilchen weiter, bis sie schließlich Ende Februar nach und nach zu blühen beginnen. Um das zu gewährleisten, werden sie ab Mitte Jänner wöchentlich gedüngt, ausreichend gegossen und bei etwa 5 °C in den Glashäusern kultiviert. Mitte März werden die Hornveilchen schließlich vom Feldgarten in die Wiener Anlagen der Österreichischen Bundesgärten transportiert und dort als Frühjahrsbepflanzung ausgesetzt.

In den Parkanlagen werden für die Frühlingsbepflanzung je nach Bepflanzungsplan auch noch weitere Frühjahrsblüher, wie andere Arten und Sorten von Viola in den unterschiedlichsten Farben, Myosotis, Bellis sowie Zwiebelpflanzen wie zum Beispiel Fritillaria und Tulpen verwendet.

Die Produktion der Sommerbepflanzung erfolgt nach demselben Prinzip. Die Aussaat beginnt jedoch, je nach Pflanzenart, erst im November bis in den März hinein und das Bepflanzen der Beete erfolgt ab Anfang Mai, nachdem die verblühte Frühjahrsbepflanzung entfernt wurde. Das Sortiment der Sommerblumenbepflanzung ist wesentlich umfangreicher und umfasst etwa 100 Arten und Sorten.

Isabella Kanka

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